Dienstag, 21. April 2015
Fingerübungen - Der lange Weg zum Buch
Ich will - und werde - einen Roman schreiben. Das ist schon seit Kindertagen mein Traum. Aber worüber? Das war mir lange Zeit nicht klar. Dann passierte mir das Leben - und das Thema war auf einmal da, ganz von selbst.



Die ersten Seiten sind getippt. Ich habe auch einen Titel, einen Entwurf für das Cover, Kontakt zu einer Literaturagentin und - sollte es je zu einer Verfilmung kommen - auch schon Vorschläge für die Idealbesetzung der Rollen. Verlag und Produktionsfirma werden sich sicher freuen, dass alles schon so weit gediehen ist. :-)

Der Haken: Es fehlen "nur" noch rund 300 Seiten Text. Und irgendwie komme ich damit nicht so recht vorwärts. Dabei habe ich schon alles Mögliche geschrieben. Ist schließlich mein Job: Nachrichten, Reportagen, Glossen, Kommentare für Zeitungen, Zeitschriften oder Onlinemedien - das mache ich mit links.

Ich habe nicht nur Artikel über Themen von Ahnenforschung bis Zähneknirschen verfasst, auch wissenschaftliche Aufsätze und sogar ein Sachbuch waren schon dabei. Aber so ein Roman? Das ist eine andere Nummer, stellte ich fest, als ich mich vor einer ganzen Weile voller Elan an den Laptop setzte, drauflos schrieb - und irgendwann stockte.

Wie entwickele ich Figuren glaubwürdig, wie erwecke ich sie auf dem Papier zum Leben? Wie soll der Spannungsbogen verlaufen?

Allein kam ich mit diesen Fragen nicht weiter. Ich hatte das Gefühl, ich bräuchte "Nachhilfe". Also habe ich mich vor einiger Zeit zu einem Kurs angemeldet. Der schöne Titel: "Schreiben in Cafés".

Klingt doch toll, oder? Mal eben gemütlich bei Kaffee und Kuchen einen potenziellen Beststeller schreiben…

So einfach war und ist es natürlich nicht. Statt in einem Bistro saß ich in einem Volkshochschulzimmer mit dem typischen Linoleum-Boden-Bohnerwachs-Geruch, den ich seit Schulzeiten wohlweislich ganz hinten in meinem Gedächtnis vergraben hatte.

Hier ging es abends nach acht Stunden Schreib-Schuften noch mal drei Stunden richtig zur Sache. Ein wenig Theorie - und viele Fingerübungen.

Für die meisten hatten wir nur Minuten. Zeit zum Nachdenken blieb kaum. Da hieß es: Einfachen machen, einfach drauflos schreiben. Was da auf diese Weise aus unseren Federn geflossen kam, war überraschend, mal tiefgründig oder wunderbar witzig.

Eine Kostprobe?

Angelehnt an den Film "DER TALENTIERTE MR. RIPLEY" sollten wir in einem Dialog - also ausschließlich über wörtliche Rede - folgende Szene beschreiben:

Mr. Ripley hat gerade eine Mord begangen. In einer Gasse begegnet er der Frau des Opfers. Er muss sie davon abhalten, ins Hotel zu gehen, bevor er Gelegenheit hatte, die Leiche beiseite zu schaffen. Er versucht sie daher mit allen Mitteln abzulenken.

Es muss deutlich werden, wo die Szene spielt - und der Subtext soll transportieren, dass etwas nicht stimmt.

Probiert es doch selbst aus: An die Stifte, fertig, los!
Ihr habt 30 Minuten! Viel Spaß!

Danach könnt Ihr ja die Datei mit meinem "Lösungsvorschlag öffnen:

Dialog_MrRipley






































































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Mittwoch, 15. April 2015
Ein Hoch der Kunst?!


Erinnert Ihr Euch noch an die letzte Station meiner Wohnreise? Das "ZIMMER MIT AUSSICHT"?

Wenn man so will, war auch mein Domizil vor der Schönhauser Allee eines mit Aus- oder Einblicken, nur eben nicht so schönen…

Wohnung Nummer Vier sollte ursprünglich für eine Woche mein Asyl sein. Ich hielt es dort nur eine Nacht aus.

Aber fangen wir am Anfang dieser Geschichte an.

Ich war nun schon seit mehr als zwei Monaten "unterwegs". Bis dahin hatten mir meine Unterkünfte ausnehmend gut gefallen. Nur in der letzten war es nicht ganz so behaglich gewesen.

Alles von der Wand bis zu den Wohnaccessoires leuchtete Lila: Kissen, Teppiche, Tagesdecke, Blumentöpfe, Stehlampe. Sogar auf dem Geschirr prangten Ornamente in der "FARBE LILA". Uff!

Abgesehen davon gab es nur minutenweise kochendheißes Wasser, den Rest der Zeit hatte es die Temperatur eines eiskalten Gebirgsbachs. So richtig Spaß machte das Duschen da nicht. Und ausgerechnet als ich ein paar Tage frei hatte, setzten in der Nachbarwohnung Bauarbeiten ein. Das war zu viel - ich wollte weg.

Ich suchte mir also eine neue Bleibe, die im Netz wirklich gemütlich aussah: Eine Art Himmelbett gab es und ein einladendes Sofa, darüber ein Wandtattoo mit dem Schriftzug "Willkommen!". Das wirkte nett - zumindest auf den Fotos. Aber das WWW ist geduldig - und Photoshop kann täuschen.

Jedenfalls, um es vorwegzunehmen, war die Wohnung deutlich anders als gedacht. Gleich im Flur überfiel mich erneut eine kräftige Farbenpracht: Eine Wand glänzte gülden (Schlagmetall), die andere erstrahlte in Knallpink.

"Ist ja nur der Flur", dachte ich und fand die Kreativität, die hier jemand bei der Einrichtung an den Tag gelegt hatte, irgendwie auch interessant.

Nach einem langen Tag freute mich jetzt aber erst einmal auf einen Abend auf dem Kuschelsofa und die erste Nacht im Himmelbett.

Auf dem Weg in den Wohn-Schlafraum warf ich noch kurz einen Blick in die Küche: Erfrischendes Apfelgrün leuchtete mir entgegen. Mein Blick blieb an der Lampe hängen: Marke Eigenbau - sie war aus grünen und gelben Fliegenklatschen (hoffentlich unbenutzt!?) zusammengebastelt.

Hier war jemand bei der Einrichtung echt einfallsreich gewesen. "Was man so alles machen kann", dachte ich. Dann blieb mir allerdings für einen Moment der Atem weg. Ich hatte gerade das Zimmer betreten, in dem ich mich - erinnern wir uns - "Willkommen" fühlen sollte.

Nun, es ist nur ein kleines Randdetail der Ironie des Schicksals, dass auch diese Wände fliederfarben gestrichen waren. Damit hätte ich mich noch schmunzelnd anfreunden können. Doch das "Willkommen" fehlte, stattdessen stachen mir mehrere etwa 75 Zentimeter lange Skulpturen entgegen. Oder anders ausgedrückt: In einer Reihe ragten Riesenpenisse in unterschiedlichen Neigungswinkeln aus der Wand über dem Sofa - von schlaff bis erigiert. Am Ende der Reihe klebte eine Fleck - kunstfertig aus einem latexähnlichen Material gegossen.

Die weitere Interpretation überlasse ich Eurer Fantasie…

Ich habe es jedenfalls vorgezogen, den Ausblick zu wechseln und der Kunst schnell wieder "Adieu" zu sagen. :-)

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Montag, 13. April 2015
Das "Zimmer mit Aussicht"
Seit zweieinhalb Monaten befinde ich mich auf einer unfreiwilligen Rundreise durch Berlins Ferienwohnungslandschaft. Rollen wir das Feld von hinten auf und beginnen (fast) am Schluss.

Diese Zeilen schreibe ich im Wintergarten meines aktuellen Domizils, einem "ZIMMER MIT AUSSICHT", um beim Filmthema zu bleiben (s. "Berlin bewohnen").

Unter mir pulst das Leben auf der Schönhauser Allee. Ich schaue auf die Kulturbrauerei ein Stück die Straße hoch und das Lapidarium/den jüdischen Friedhof schräg gegenüber. Ich kann dort den Bäumen beim Grüner-werden zusehen.

Wie schön muss es hier in ein paar Wochen sein? Oder im Herbst, wenn das Laub sich verfärbt?

Ich werde es nicht zu sehen bekommen, denn in ein paar Tagen verlasse ich die kleine Wohnung wieder.



Das Apartment hat allerdings nicht nur Aussicht, sondern auch Geschichte, eine traurige noch dazu. Ich bin darüber "gestolpert", als ich den Müll in den Hof runterbringen wollte. In der Durchfahrt und an einem Stück alter Steinmauer stehen Gedenktafeln.

Was ich dort gelesen habe, hat mich berührt.



Dort, wo ich jetzt den Ausblick genieße, stand einst ein Waisenhaus für jüdische Kinder. Es wurde von Baruch Auerbach gegründet und ist 1897 in die Schönhauser Allee gezogen.

Bis zum Herbst 1942 ist es für 80 Kinder ein "Elternhaus für Waisen" und während des Dritten Reiches für die Menschen, die hier lebten, eine "Insel im braunen Meer" gewesen. So schildert es ein Überlebender. Er war wie die übrigen Zöglinge und Erzieher nach Riga deportiert worden. Die meisten kamen nie zurück.

Bei Bombenangriffen ist das imposante Backsteingebäude 1943 zum großen Teil zerstört worden. Nur der Mauerrest im Hof ist erhalten geblieben. Jetzt steht hier ein nicht ganz so hübscher 50er-Jahre-Bau.

Rührend ist, dass das Andenken an das Auerbachsche Waisenhaus gewahrt wird. Es begegnet den Bewohnern täglich, wenn sie den Hof betreten, an der Mauer entlang gehen oder sogar vor ihr im Schatten eines Baumes kurz Platz nehmen. Vielleicht halten sie ein wenig inne und lesen die Namen der Opfer des Nationalsozialismus, die vor einigen Jahrzehnten da lebten, wo sie jetzt wohnen?



In memoriam
Hanna Cohn (4)
und alle anderen, die ihr Zuhause hier für immer verloren haben

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Sonntag, 12. April 2015
Cooking - Kochen mit ungewissem Ausgang
Ich und kochen - möglicherweise ist das auf immer und ewig ein unauflösbarer Widerspruch. Doch ich gebe die Hoffnung und die Versuche nicht auf.

Status quo ist jedoch: Ich kann nicht kochen. Na ja, ich kann es irgendwie schon, aber rund um Herd und Ofen bin ich - oder sind die Ergebnisse meiner Bemühungen - eher unberechenbar.

Ich habe keine Routine beim Braten und Brutzeln: Dazu befasse ich mich zu selten mit dem Thema. Aber da ich gerne esse, probiere ich mich dennoch in der Küche immer mal wieder aus, bin dabei aber vor kleineren und größeren Pannen nicht gefeit.

Nur, um einen Eindruck zu vermitteln, nehmen wir den Vorfall mit der Kirschtomatensoße, ein Rezept aus dem Internet von der Küchenchaotin. Einfach und lecker sollte die Soße sein - das ist was für mich, dachte ich. Denn ich musste abends nach Feierabend schnell ein Mahl für mich und einen "Mitesser" zubereiten.

Das sollte doch zu schaffen sein? Denkste! Denn genau dann, wenn es schnell gehen und wirklich gut schmecken soll, geht´s bei mir küchentechnisch oft gründlich schief. So auch hier.

Als Basis für das Gericht brauchte man zunächst das Tomatenwasser; dazu sollten die Paradeiser zunächst eine Weile in Salz eingelegt werden. Das wirkte wunderbar: Binnen Kurzem hatte sich die Schüssel gut mit Flüssigkeit gefüllt. "Läuft", dachte ich. Beim Probieren verzog mein Gast allerdings mehr als angewidert das Gesicht. Peinlich!

So funktioniert das Rezept übrigens richtig: Pasta mit Tomaten, Knoblauch und Basilikum

Wie erwähnt, ich war im Stress - und hab in der Eile das Rezept wohl nicht gründlich genug studiert. Ich muss Esslöffel statt Teelöffel gelesen haben. Anders ist es nicht zu erklären: Die Soße war jedenfalls total - und ich meine TOTAL - versalzen. Da half nur wegschütten…

Essen versalzen, was anbrennen lassen - das ist den besten Maitres bereits passiert. Doch auch wenn ich es wohl nicht mehr bis zur Meisterschaft mit dem Kochlöffel bringen werde, solche Fauxpas sollen mir möglichst künftig nicht mehr passieren.

Da trifft es sich, dass mein Arbeitgeber in schöner Regelmäßigkeit Kochbücher veröffentlicht. Und nicht nur das: Seit vergangenen Herbst dürfen wir Mitarbeiter die Rezepte vorab ausprobieren und bewerten.

Ich habe natürlich mitgemacht - zum Lernen und als kleiner Dienst an der Menschheit: Schließlich sollen die Anleitungen in den Büchern "idiotensicher" sein - wer könnte das besser gewährleisten als ich, die freundlich interessierte Kochanalphabetin? :-)

Unter den Teilnehmern wurden übrigens als Anreiz für die Test-Köche Preise ausgelost. Und ich habe tatsächlich etwas gewonnen, nämlich einen - tada! - Kochkurs.

Fünf Stunden lang habe ich kürzlich mit zehn Kolleginnen gehackt, geschält, gerührt, gebraten und zuvor das sachgerecht von Brustbein und Schlüsselbein befreite Huhn unter dem warnenden Ausruf "Achtung, Pfanneneinsatz" geplättet.

Mein Lieblingssatz des Abends wurde übrigens die Anweisung von Dozent Daniel für das Anbraten der Involtini.

"Alles, was anklebt, löst sich irgendwann auch wieder."

Könnte auch als Lebensweisheit herhalten.

Ein paar Tricks und Kniffe - und ein paar sehr leckere Rezepte habe ich von diesem Event mitgenommen. Mal sehen, ob meine Gäste künftig davon profitieren
können…


P.S.:
Auf der Karte standen übrigens

- Panierte Mozzarella-Stückchen auf Tomatenmarmelade

Die ist ein Schmankerl. Sie muss zwar stundenrund unter ständigem Rühren simmern, aber sie schmeckt großartig - auch zu Brot!



- Involtini vom Huhn mit Kartoffelgratin und Ofengemüse

und zum wirklich SEHR guten Schluss

- Schokoladensufflée und - mein Highlight des Abends - Himbeersorbet auf Mango-Melone-Chutney.



Bei Interesse: Kochkurse gibt es ab acht Personen im Kochatelier Berlin.

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Berlin bewohnen
Seit acht Jahren lebe ich inzwischen bereits in Berlin. Mit Begeisterung - und an wechselnden Wohnorten:
Ich war schon Charlottenburgerin, habe ein Reihenhaus in der idyllischen Siemensstadt bewohnt und bin dann in einen netten Kiez im Prenzlauer Berg gezogen.
Dit is jenau mein Ding - nur leider ist meine Ein-Raum-Wohnung derzeit eher Gastgeber für Schimmelpilze, weniger eine Heimstatt für mich.
Mein Dach überm Kopf ist also vorübergehend - weg. Deshalb habe ich in den vergangenen zweieinhalb Monaten schon beinahe mehr Wohnsitze gehabt als in all den Jahren zuvor.
Das unfreiwillige Nomadentum ist - nun ja, natürlich kein Idealzustand, aber ich versuche der Sache was abzugewinnen und betrachte meine "Tour" innerhalb Berlins als Entdeckungsreise.
Ich habe gelernt, mich an fast jedem Ort schnell heimisch zu fühlen. Das hat allerdings auch seine Grenzen.
Von diesen Ausnahmen wird hier sicher noch die Rede sein. :-)
An dieser Stelle - als Vorgeschmack - hier zunächst die Stationen meiner kleinen Odyssee durch Berliner Ferienwohnungen in Filmtiteln:

CHOCOLAT
Ein luxuriöses Loft in einer ehemaligen Schokoladenfabrik

SAME SAME BUT DIFFERENT
Eine Wohnung, genauso geschnitten wie meine. Die Unterschiede liegen in Details

DIE FARBE LILA
Ein Apartment mit fliederfarbenen Wänden, gelber Zimmerdecke und ALLEN Wohnaccessoires in Lila

THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW
Kunst im Bau - oder: Über Geschmack lässt sich streiten!

BERLIN - ECKE SCHÖNHAUSER
Am Puls der Stadt: Aus dem Wintergarten im 5. Stock ein toller Blick auf die Kulturbrauerei, das Lapidarium und das Leben auf der Allee. Und auch noch ein Apartment mit Geschichte...

Neugierig?
More is about to come…

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Freitag, 10. April 2015
Am Anfang … war das Wort
Such/is/life - So ist das Leben.
So soll er nun also heißen, mein Blog.
Pah, als wüsste ausgerechnet ich, wie das Leben funktioniert.
Ich weiß es eben nicht. Aber ich lebe und lerne - und dabei beobachte ich, wie die Dinge um mich herum und mit mir geschehen.
Ich betrachte sie - möglichst mit Humor, sogar die manchmal nicht so schönen Seiten.
Wenn ich Freunden von meinen Erlebnissen erzähle, schmunzeln sie oft oder lachen. Schon häufiger habe ich gehört: "Das musst du unbedingt aufschreiben!"
Nun denn. Ich werde schreiben - ein Buch, einen Blog…. Und wer weiß, was noch?!
Ich hoffe, wir werden viel Spaß dabei haben, zusammen herauszufinden, wie es denn nun ist, das Leben!
Hanna

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