Mittwoch, 15. April 2015
Ein Hoch der Kunst?!


Erinnert Ihr Euch noch an die letzte Station meiner Wohnreise? Das "ZIMMER MIT AUSSICHT"?

Wenn man so will, war auch mein Domizil vor der Schönhauser Allee eines mit Aus- oder Einblicken, nur eben nicht so schönen…

Wohnung Nummer Vier sollte ursprünglich für eine Woche mein Asyl sein. Ich hielt es dort nur eine Nacht aus.

Aber fangen wir am Anfang dieser Geschichte an.

Ich war nun schon seit mehr als zwei Monaten "unterwegs". Bis dahin hatten mir meine Unterkünfte ausnehmend gut gefallen. Nur in der letzten war es nicht ganz so behaglich gewesen.

Alles von der Wand bis zu den Wohnaccessoires leuchtete Lila: Kissen, Teppiche, Tagesdecke, Blumentöpfe, Stehlampe. Sogar auf dem Geschirr prangten Ornamente in der "FARBE LILA". Uff!

Abgesehen davon gab es nur minutenweise kochendheißes Wasser, den Rest der Zeit hatte es die Temperatur eines eiskalten Gebirgsbachs. So richtig Spaß machte das Duschen da nicht. Und ausgerechnet als ich ein paar Tage frei hatte, setzten in der Nachbarwohnung Bauarbeiten ein. Das war zu viel - ich wollte weg.

Ich suchte mir also eine neue Bleibe, die im Netz wirklich gemütlich aussah: Eine Art Himmelbett gab es und ein einladendes Sofa, darüber ein Wandtattoo mit dem Schriftzug "Willkommen!". Das wirkte nett - zumindest auf den Fotos. Aber das WWW ist geduldig - und Photoshop kann täuschen.

Jedenfalls, um es vorwegzunehmen, war die Wohnung deutlich anders als gedacht. Gleich im Flur überfiel mich erneut eine kräftige Farbenpracht: Eine Wand glänzte gülden (Schlagmetall), die andere erstrahlte in Knallpink.

"Ist ja nur der Flur", dachte ich und fand die Kreativität, die hier jemand bei der Einrichtung an den Tag gelegt hatte, irgendwie auch interessant.

Nach einem langen Tag freute mich jetzt aber erst einmal auf einen Abend auf dem Kuschelsofa und die erste Nacht im Himmelbett.

Auf dem Weg in den Wohn-Schlafraum warf ich noch kurz einen Blick in die Küche: Erfrischendes Apfelgrün leuchtete mir entgegen. Mein Blick blieb an der Lampe hängen: Marke Eigenbau - sie war aus grünen und gelben Fliegenklatschen (hoffentlich unbenutzt!?) zusammengebastelt.

Hier war jemand bei der Einrichtung echt einfallsreich gewesen. "Was man so alles machen kann", dachte ich. Dann blieb mir allerdings für einen Moment der Atem weg. Ich hatte gerade das Zimmer betreten, in dem ich mich - erinnern wir uns - "Willkommen" fühlen sollte.

Nun, es ist nur ein kleines Randdetail der Ironie des Schicksals, dass auch diese Wände fliederfarben gestrichen waren. Damit hätte ich mich noch schmunzelnd anfreunden können. Doch das "Willkommen" fehlte, stattdessen stachen mir mehrere etwa 75 Zentimeter lange Skulpturen entgegen. Oder anders ausgedrückt: In einer Reihe ragten Riesenpenisse in unterschiedlichen Neigungswinkeln aus der Wand über dem Sofa - von schlaff bis erigiert. Am Ende der Reihe klebte eine Fleck - kunstfertig aus einem latexähnlichen Material gegossen.

Die weitere Interpretation überlasse ich Eurer Fantasie…

Ich habe es jedenfalls vorgezogen, den Ausblick zu wechseln und der Kunst schnell wieder "Adieu" zu sagen. :-)

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