Sonntag, 5. Juli 2015
J-A 2015


Manche lesen ihr Horoskop, andere konsultieren Kartenleger. Früher hielten Herrscher sich sogar Hofastronomen, die für sie einen Blick in die Sterne wagen sollten und ihnen so die Zukunft geweissagt haben.

Auch ich wüsste manchmal zu gern, was das Morgen mir bringt, oder suche Rat, wie ich mich in kniffligen Situationen entscheiden soll.

Ein guter Wegweiser wäre vielleicht das Bauchgefühl, die eigene Intuition. Aber - fragt mich nicht, warum - ich habe Schwierigkeiten, ihr blindlings zu vertrauen. Dabei brauche ich zumindest ein bisschen "Unterstützung".

Ins Horoskop werfe ich allerdings nur circa einmal im Jahr einen Blick - immer so rund um Silvester. Das ist eigentlich unnütz, denn die Erfahrung zeigt: Meistens trifft nicht ein, was da für die kommenden zwölf Monate prophezeit wird.

Wenn es danach ginge, hätte ich beruflich nämlich schon x-mal total durchgestartet - und mehr als ein Mr. Right müsste im Lauf der Jahre an meine Tür geklopft haben. Gerade für 2015 wurde mir beides erneut verheißen. Bilanz bislang: Fehlanzeige - auf ganzer Linie. Aber das kann ja alles noch kommen...



Doch seien wir ehrlich: Allerweltshoroskope sind so allgemein gehalten, dass sie auf alles und jeden passen könnten - ich schenke ihnen deshalb jedenfalls kein Vertrauen. Mangels Hofstaat zähle ich leider auch keinen versierten Astrologen zu meinen Vertrauten, der rasch mal nachschauen könnte, wann bei mir persönlich Venus das 3. Haus kreuzt und die Gelegenheit günstig wäre. Kartenlegen kommt für mich irgendwie auch nicht in Frage. Das ist aber auch gar nicht nötig...

Denn ich habe meinen ganz eigenen Weg für die Suche nach Antworten gefunden: Ich deute die Zeichen an der Wand - und nicht nur da...

Ich pflege seit einigen Jahren nämlich meinen höchstpersönlichen Aberglauben: Ich achte auf aussagekräftige Nummernschilder. Meine "Frey-Zeichen" begegnen mir außerdem in Form vom Plakaten, Graffitis oder anderen Signalen, die mir stets beiläufig begegnen. Sie fallen mir gewöhnlich zufällig (?) vor die Füße, wenn ich mit größeren Fragen im Hinterkopf durch die Gegend laufe.

Alles begann so:

Als ich vor einigen Jahren eine schwere Entscheidung treffen musste, sind mir unterwegs im Auto kurz hintereinander zwei Wagen mit folgenden Kennzeichen begegnet: M-UT, BIT-TE.

Ich befolgte den Rat - und fuhr gut damit. Das war mein A-HA-Erlebnis!



Als in etwa zur selben Zeit meine Beziehung wackelte und ich nicht weiter wusste, stolperte mein Blick auf dem Weg zu meiner ersten Tangostunde über ein schon etwas zerfetztes, halb überklebtes Plakat an einer Hauswand in Kreuzberg:

"Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren."

Seitdem bin ich für diese Zeitzeichen offen: Ich suche nicht verzweifelt danach - das bringt sowieso nichts. Aber ich halte die Augen offen - und bekomme dadurch einiges zu sehen, sobald es nötig ist.

Und das ist immer wieder mal der Fall. Seit Anfang des Jahres befinde ich mich erneut in einer rundum schwierigen Lage. Es steht die Frage im Raum, wie es weitergeht - beruflich, privat und insgesamt. Von meiner ausgewachsenen Pechsträhne hatte ich ja ansatzweise schon gebloggt - und glaubt mir: Es kam noch dicker!

Es standen und stehen also viele Entscheidungen im Raum - und viele Fragen. Aber auf meine "Frey-Zeichen" ist Verlass:

Dass meine kleine, zweifellos aufregende und sehr inspirierende Liaison im Grunde nirgendwo hinsteuerte, wusste ich eigentlich längst. Aber es brauchte ein Auto mit dem Kennzeichen ESW-AR, das nach einer gemeinsamen Nacht und einem dieser ungewissen Abschiede am Straßenrand stand, um mir klar zu machen, dass es so nicht weiter gehen kann.

Keine schöne Botschaft - und sicher keine, die ich hören oder lesen wollte. Aber es war mir im Innersten ja ohnehin klar, womit mich der nichtsahnende Autofahrer aus Eschwege da konfrontierte: Ich würde in naher Zukunft ein, zwei Kapitel meines Lebens abschließen müssen - wenn auch schweren Herzens. Denn Loslassen ist nicht so mein Ding. Auch das wisst ihr schon, aus dem Kapitel über Herzschmerz



Doch versprachen mir meine "Frey-Zeichen" auch eine "Besserung". Davon zeugte ein Plakat, auf das mein Blick kurz darauf fiel:

"You are!" verkündete es optimistisch und rief mich quasi dazu auf, mich auf mich selbst zu besinnen - und darauf, was mir wichtig ist. Damit ich das Tal der Tränen durchhalte, erblickte ich am Tiefpunkt meiner Laune kurze Zeit später außerdem ein irgendwo in Schöneberg an die Wand gesprühtes

"Keep your Head up!"

Noch deutlicher machte es mir ein im Vorüberfahren gesichtetes Plakat:

"Alles wird gut"

Tja, gut ist es war noch längst nicht. Meine Durststrecke hält - im Gegenteil - noch an. Meine Befürchtungen, die den Mann meines Herzens betreffen, bestätigten sich zum Beispiel. Da hätte es das Kennzeichen "BAD - HE" eigentlich gar nicht mehr gebraucht. Aber sicher ist sicher - damit ich meine Lektionen auch kapiere, gell? Der "Zeichensetzer" kennt mich eben gut. :-)

Im Augenblick bin ich übrigens sehr zuversichtlich, dass sich all meine Bemühungen, meinem Leben eine neue Richtung zu geben, lohnen werden. Die Signale stehen in letzter Zeit jedenfalls endlich wieder sehr günstig. Los ging es damit vor ein, zwei Wochen: Bei miesem, einem Juni unwürdig ungemütlichem Wetter las ich auf dem Weg zur Spanischstunde "OA-SE". Nein, das war keine Ironie! Ein paar Tage später startete der Sommer durch und ich kann nun endlich meinen Wohlfühlort - meinen liebevoll begrünten Balkon - zum Kräftesammeln und Auftanken nutzen.

Außerdem stehe ich sozusagen an der STA-RT-Linie. Das Zeichen zum Aufbruch prangte mir jedenfalls neulich im Parkhaus von einem benachbarten Nummernschild entgegen. Und es scheinen neue Abenteuer vor der Tür zu stehen. Das glaube ich jedenfalls, seit ich das hier gesehen habe:



Was auch immer das bedeuten mag. Ich habe da so eine Ahnung, aber davon vielleicht ein andermal mehr...

P.S.:

Manchmal dienen die "Frey-Zeichen" übrigens auch einfach nur dem Amüsement. Der Fahrer des Wagens "HAM - EG" jedenfalls beweist, dass die Westfalen eindeutig Humor besitzen (zumindest die, die des Englischen mächtig sind). Oder hatte ich einfach nur Hunger, als ich neulich morgens noch vor dem Frühstück unterwegs war und deswegen bei diesem Nummernschild gleich an Eier und Schinken denken musste? :-)

... comment